GESCHICHTE FORD MUSTANG:
Vom Farmerssohn zum Automobil-Giganten – Henry Ford und sein Unternehmen.
Anfang der 60er Jahre zeichnet sich ab, dass ein Großteil der künftigen Neuwagenverkäufe in den USA auf das Konto junger Käufer unter 30 gehen wird. Die Marktanalysen ergeben darüber hinaus, dass die sogenannten Baby Boomer sportliche Autos bevorzugen, wobei diese allerdings auch für Berufsanfänger erschwinglich sein müssen. Der für Produktentwicklung zuständige Manager und spätere Ford-Präsident Lee Iacocca setzt deshalb auf ein für gängige US-Verhältnisse eher kleines und vor allem preiswertes Sportwagenmodell, das zur Kostenminimierung auf der bereits vorhandenen Großserientechnik des Kompaktmodells Falcon aufbauen soll.
Bereits Anfang März 1964 laufen im Werk Dearborn die ersten Serien-Mustangs vom Band – nach gerade einmal 18 Monaten Entwicklungszeit. Der Name Mustang verweist übrigens nicht nur auf wilde Pferde, sondern vor allem auf ein bekanntes US-Jagdflugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg.
Am 17. April präsentiert Ford seine neueste Schöpfung auf der Weltausstellung in Flushing Meadows, New York. Sowohl die Besucher als auch die Presse sind einhellig begeistert. Bereits an diesem ersten Verkaufstag gehen bei den Ford-Händlern sensationelle 22.000 Bestellungen ein. 12 Monate nach dem Verkaufsstart werden sich sogar 418.812 Käufer für einen Mustang entschieden haben – womit selbst die kühnsten Erwartungen der Ford-Führungsriege übertroffen wurden.
Viel zu diesem Erfolg trägt die ausgesprochen gelungene Karosserie bei, deren lange Motorhaube sportliche Kraft verheißt, während sie zugleich mit vier Sitzplätzen und einen geräumigen Kofferraum aufwarten kann – was den Mustang auch für junge Familien attraktiv macht.
Zunächst ist das neue Modell, das auf den damals in den USA üblichen Blechschwulst verzichtet, ausschließlich als Hard Top-Coupé und als Cabrio lieferbar. Die bis heute bei Liebhabern hoch im Kurs stehende Fastback-Version ergänzt die Modellpalette erst im September 1964.
Je nach Geschmack und Geldbeutel haben die Käufer die Wahl zwischen einem 6-Zylinder-Motor mit 2.8 Litern und einem V8-Triebwerk mit 4,2 Litern Hubraum, wobei sich Hubraum und Leistung in den kommenden Jahren stetig steigern werden. So wartet bereits die im Juni 1964 präsentierte neue Topmotorisierung „High Performance“ V8 mit beachtlichen 271PS auf, ohne dass in puncto Leistung das Ende der Fahnenstange erreicht ist.
Auch in Deutschland bietet Ford den Mustang bereits ab 1964 an – bis 1979 allerdings ausschließlich unter der Typenbezeichnung T5, da sowohl Krupp als auch Kreidler Markenrechte am Namen Mustang besitzen.
Optisch unterscheiden sich die frühen Jahrgänge bis 1966 nur in Details, wobei sich die im April 1965 präsentierte GT-Ausführung durch ein an damalige Touren-Rennwagen der Marke angelehnte Ausstattung von den „normalen“ Mustangs abhebt. Wer es noch sportlicher liebt, der kann ab 1965 zum Shelby GT 365 greifen, dessen 4,7 Liter V8-Triebwerk von Carrol Shelby auf eine Leistung von mehr als 300PS gebracht wird.
Zum Modelljahr 1967 wächst die Karosserie des Mustangs – unter weitgehender Wahrung der ursprünglichen Optik – sowohl in der Länge als auch in der Breite, was dem Auto zusammen mit einem neuen Kühlergrill insgesamt einen aggressiveren Look verleiht. Zugleich ist nun auch der Einbau eines V8 Big Blocks möglich. Im Herbst 1967 präsentiert Ford das neue 68er-Modell, das optisch weitgehend dem Vorgänger entspricht, aber über eine vollständig überarbeitete Motorenpalette verfügt.
Zum Modelljahr 1969 wächst der Mustang erneut, darüber hinaus verfügt das Auto jetzt serienmäßig über Doppelscheinwerfer. Als Top-Motorisierung steht zu dieser Zeit ein V8-Big Block mit 7 Litern Hubraum zur Verfügung, der beachtliche 380PS entwickelt. Im Vergleich hierzu nimmt sich der im November 1968 präsentierte Mustang E (Economy) mit seinem 6Zylindertriebwerk und gerade einmal 155PS eher bescheiden aus.
Das 70er-Modell des Mustang weicht optisch nur wenig von seinem Vorgänger ab. Obwohl die Verkäufe immer noch gut sind, werden von der dritten Version des Mustang in zwei Jahren nur noch 497.000 Exemplare verkauft, während es die zweite Version im selben Zeitraum noch auf 789.000 Einheiten brachte.
Im Herbst 1970 stellt Ford die letzte auf dem Falcon basierende Mustang-Version vor, die sich optisch jedoch mittlerweile recht weit vom Ur-Mustang entfernt hat. Zwei Jahre später wird diese vom Mustang II abgelöst werden, dessen Basis der neue Ford Pinto ist.
Bei vielem, was Ford in den Jahren danach unter der Bezeichnung Ford Mustang vermarkten wird, beweist die Marke in puncto Design – vorsichtig ausgedrückt – nicht unbedingt immer eine glückliche Hand. So kommt es, dass Mustang-Fans in aller Welt aufatmen, als Ford im Januar 2004 mit dem Mustang Mark V auf der North American International Auto Show eine Retro-Version präsentiert, die optisch an die Kult-Mustangs der Sixties anknüpft. Letzteres gilt mit gewissen Abstrichen auch noch für den 2014 präsentierten Mustang Mark VI, dessen zeitgemäßen Fahreigenschaften dem Marken-Klassiker auch in Deutschland neue Fans beschert haben.
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